Im ersten Halbjahr dieses Schuljahres wurden die Eltern der fünften Klassen der MLS Rimbach wieder zum obligatorischen Elternabend zur Medienerziehung eingeladen. Gut 30 Eltern nahmen an der Veranstaltung teil, die von Christian Gärtner, dem Organisator seitens der Schule, sowie von Alexander Hötten, einem Experten des medienpädagogischen Vereins Blickwechsel e.V., in einer Videokonferenz über BigBlueButton durchgeführt wurde. Nachdem Hötten sich und sein vielfältiges Engagement vorgestellt hatte, begann er mit einem informativen Vortrag, der den Eltern wertvolle Einblicke in die Mediennutzung ihrer Kinder und praktische Tipps für den sicheren Umgang mit digitalen Medien vermittelte.
Im Fokus des Abends stand die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen, wie sie durch die JIM-Studie 2023 sowie weitere aktuelle Studien belegt wird. Bei der Betrachtung der Studienergebnisse wurde deutlich, dass das Smartphone auch weiterhin das dominierende Gerät ist – ein solches wird in den meisten Fällen auch spätestens zum Übergang auf die weiterführende Schule angeschafft. Hötten erläuterte, dass der Smartphone-Besitz mittlerweile so selbstverständlich ist, dass viele Jugendliche ohne ein solches Gerät nicht mehr auskommen. Die beliebtesten Apps unter den Jugendlichen sind WhatsApp und Instagram, während Facebook hauptsächlich von älteren Generationen genutzt wird. Besonders hervorgehoben wurden Probleme rund um WhatsApp, das nach wie vor als der größte Problemherd in Bezug auf die Mediennutzung gilt. Hierbei stellte der Referent klar, dass es unerlässlich ist, klare Regeln für die Nutzung dieser Plattform aufzustellen. Zudem riet er, gegebenenfalls auf Alternativen wie Signal oder Threema zurückzugreifen, die sicherer sind und mehr Datenschutz bieten.
Ein weiterer Punkt, den Hötten ansprach, war die Nutzung von TikTok. Die Plattform hat nicht nur ein großes Suchtpotenzial, sondern sammelt auch eine enorme Menge an persönlichen Daten ihrer Nutzer. Dabei ist es vor allem der Algorithmus, der die Nutzer zu immer mehr Konsum anregt und Dopamin-Ausschüttungen im Gehirn auslöst, was die Suchtgefahr zusätzlich verstärkt. Hötten riet den Eltern, TikTok kritisch zu betrachten, wies aber darauf hin, dass TikTok für kreative Tätigkeiten durchaus auch interessantes Potential bietet. Zum Thema In-App-Käufe in beliebten Spielen wie Fortnite oder Roblox gab es ebenfalls wertvolle Hinweise. Hier wird mittlerweile viel Geld für virtuelle Güter ausgegeben, was gerade bei Spielen wie Roblox mit einer eigenen In-Game-Währung wie „Robux“ besonders ins Gewicht fällt. Leider ist es eine bekannte Masche, dass Kinder durch diese Käufe in eine „Geldfalle“ geraten. Es sei wichtig, die Ausgaben der Kinder im Auge zu behalten und regelmäßig zu prüfen, wie viel Geld sie in Spiele investieren.
Des Weiteren sprach Hötten über das Thema Cybergrooming, das in Spielen wie Roblox und auch auf TikTok ein wachsendes Problem darstellt. Er empfahl den Eltern, auf die Online-Präsenz ihrer Kinder zu achten und insbesondere in sozialen Netzwerken wie TikTok mit vielen Followern vorsichtig zu sein. Es sei wichtig, dass Kinder verstehen, welche Risiken mit der Veröffentlichung von persönlichen Daten und Bildern verbunden sind, und dass sie dafür sensibilisiert werden, welche Inhalte sie online teilen. In diesem Zusammenhang zur Sprache kam der „digitale Fußabdruck“, den jedes Kind hinterlässt. Der Medienpädagoge empfahl den Eltern, regelmäßig mit ihren Kindern zu besprechen, wie sie sich online präsentieren und auf welche Einstellungen sie bei sozialen Medien achten sollten. So sollten Accounts immer auf „privat“ gestellt und Bilder nur mit Bedacht geteilt werden.
Zu der Frage, wie viel Bildschirmzeit für Kinder sinnvoll ist, gab es ebenfalls Empfehlungen. Hötten betonte, dass nicht nur die Menge der Bildschirmzeit wichtig sei, sondern vor allem auch die Qualität der genutzten Inhalte. Der Referent riet den Eltern, die er immer wieder einbezog, auf altersgerechte Inhalte zu achten und Kinder nicht einfach unkontrolliert im Internet surfen zu lassen. Plattformen wie YouTube Kids und Spotify Kids oder auch viele öffentlich-rechtliche Angebote bieten hier Alternativen, die eine kindgerechte Nutzung ermöglichen.
Zum Abschluss des Abends betonte Hötten, dass nicht alle digitalen Medien schlecht sind. Es komme darauf an, wie Kinder und Jugendliche mit diesen umgehen und wie die Eltern ihre Mediennutzung begleiten. Kreative Tätigkeiten wie das Erstellen von Videos oder das Basteln mit Apps wie Stop Motion Studio seien hervorragende Möglichkeiten, um Kindern einen positiven Umgang mit Medien zu ermöglichen. Zudem empfahl er den Eltern weiterführende Materialien und Ressourcen zur Medienerziehung auf Seiten wie Medien-kindersicher, Klicksafe oder Schau hin.
Die Eltern dankten für den aufschlussreichen Abend und die hilfreichen Informationen, die ihnen einen besseren Überblick über die Medienwelt ihrer Kinder verschafften. Es wurde deutlich, dass die Medienerziehung eine wichtige Rolle in der heutigen Erziehung spielt und dass Eltern gefragt sind, ihre Kinder zu begleiten und zu schützen, ohne die Chancen der digitalen Welt zu vernachlässigen. (GAE)