Jugend zwischen Progressiv und Pragmatisch (Franka Füchter, 12. Klasse)
25% für die Linke – damit ist diese als stärkste Partei aus den Juniorwahlen an unserer Schule hervorgegangen, gefolgt von der CDU mit 23,8% – widersprüchlich oder doch nicht? Die Jugend scheint gespalten. Noch 2019 war das anders: Mit dem Höhepunkt des Fridays for future-Aktivismus stand unsere Generation für Klimaschutz, Gleichberechtigung und eine gerechte, grüne Politik. Jetzt, sechs Jahre später, ist es eher das Extreme, von dem die Jugend sich gesehen und gehört fühlt.
Auch bundesweit zeigt sich dieser Trend: Die beiden stärksten Parteien unter den 18- bis 24-Jährigen bei der Bundestagswahl 2025 waren die Linke und die AfD. Doch warum ist unsere Generation so gespalten, obwohl wir doch in der selben Welt mit den selben Kriegen und Krisen erwachsen wurden und werden? Auf der einen Seite steht der Wunsch nach Fortschritt und Offenheit, auf der anderen der Ruf zurück zu konservativen Werten und nationaler Identität.
Das Ergebnis zeigt ein politisch diverses Stimmungsbild mit einer klaren Tendenz nach links an unserer Schule. Dennoch ist auch ein Wunsch zurück zu konservativen Werten und pragmatischer Politik da – der Wunsch nach Sicherheit in diesen unsicheren Zeiten. Besonders meine Generation wurde in den Teenagerjahren nur so von Krisen geprägt. Klimakrise, Corona-Krise, Krieg. Das macht einen Unterschied, ob junge Menschen sich ihre politische Meinung in einer Zeit mit positivem Blick auf die Zukunft oder mit Ungewissheit und Angst bilden. Dennoch sind schwierige Situationen und Zukunftsangst keinesfalls eine Rechtfertigung dafür, in Panik zu verfallen und blind, ohne zu hinterfragen, auf einfache Versprechen anzuspringen.
Die Linke und AfD haben es erstaunlich gut geschafft, in der Jugend positiv anzukommen – nicht zuletzt durch ihre starke Präsenz in den sozialen Medien. Dabei wird beiden eine Form von Populismus vorgeworfen, da sie einfache Antworten auf komplexe Probleme bieten und oft „die da oben“ als Sündenbock darstellen. Besonders die AfD hat mit ihrer Kanzlerkandidatin Alice Weidel mediale Aufmerksamkeit erzeugt. Doch je mehr Interviews sie gab, desto fragwürdiger wurden ihre Aussagen. Oft wich sie kritischen Fragen aus, verwies auf das wenig konkrete Wahlprogramm und erklärte Windkraftanlagen zu ihrem Feindbild.
Hier stellt sich die Frage: Warum lässt sich eine scheinbar so reflektierte Generation, die alles besser machen will als die ihrer Eltern, von einer unglaubwürdigen Populistin überzeugen? Betrachtet man das Wahlergebnis unserer Schule, haben sich auch „nur“ 6,8% von diesen Behauptungen überzeugen lassen und damit schneidet die AfD weniger stark ab im Vergleich zum bundesweiten Ergebnis. Stattdessen ist bei unseren Juniorwahlen die CDU stärkste Partei. Dies kennzeichnet für mich eine enorme Polarisierung. Denn die CDU ist eine etablierte Volkspartei, die oft als wenig progressiv wahrgenommen wird. Für viele Wählerinnen und Wähler scheint sie jedoch eine weniger radikale Alternative zur AfD zu sein
Zudem wurde meine Generation mit Angela Merkel als Kanzlerin groß und sie war ein prägendes Symbol des damaligen Politikverständnisses als Kind, als die Welt heiler und sicherer schien. Dementsprechend kann die Zustimmung junger Menschen zur CDU auch auf Sehnsüchten nach den scheinbar heilen 2010-er Jahren beruhen.
Die politischen Unterschiede zwischen CDU und Linke könnten kaum größer sein – ebenso wie die Vorstellungen unserer Schülerschaft von der politischen und gesellschaftlichen Zukunft Deutschlands. Nun müssen wir jungen Menschen hoffen, dass die neue Regierung abliefert, also die großen Aufgaben Soziale Gleichheit, Klimaschutz, Einhaltung der Menschenrechte, Stärkung der Demokratie und Frieden wirklich angeht. das dürfen und sollten wir von Politik erwarten, ebenso wie wir als Bürgerinnen und Bürger einen Beitrag dazu leisten müssen.

Wahlergebnis Juniorwahl 2025