In den vergangenen sechs Monaten wurde das Projekt „Lesefuchs“ in den 6. Klassen der Martin-Luther-Schule durchgeführt. Ziel dieses Projektes ist es, die Sechstklässler mit Freude zum regelmäßigen Lesen zu führen. Jede Klasse hatte bereits Ende Oktober eine vom Freundeskreis gespendete Bücherkiste mit 35 aktuellen, aber auch klassischen Jugendbüchern erhalten. Diese durften zu Hause einfach nur gelesen werden, ohne die typischen Lehrerfragen oder Pflichtaufgaben im Deutschunterricht.
Im ersten Teil des Wettbewerbs ging es darum, welche Klasse in einem Zeitraum von sechs Monaten die meisten Seiten liest. Eindeutiger Sieger ist in diesem Jahr mit 26.600 Seiten die Klasse 6c.
Aber natürlich stand nicht nur die Anzahl der gelesenen Seiten im Vordergrund des Wettbewerbs, sondern vor allem das Leseverstehen. Deshalb wurden innerhalb jeder Klasse drei „Lesefüchse“ ermittelt, also diejenigen Schüler*innen, die am meisten gelesen hatten und sich somit am besten in den Büchern der Lesekiste auskannten. Diese traten schließlich in einem Quiz gegeneinander an, in dem es darum ging, Fragen zum Inhalt der Bücher zu beantworten.
Den Titel und den ersten Preis, eine Lesung für die ganze Klasse mit der Autorin Nasrin Siege, gewannen Florian Gruß, Ben Schuller und Leo Zeeb für die 6b. Den zweiten Platz belegten Noah Hoffmann, Fabian Meister und Jonas Glocker (6a). Aber auch die Leistungen der anderen „Lesefüchse“ waren bemerkenswert. Auf Platz drei landeten Phil Fahrnbach, Shahad Alah, Amelie Zentgraf (6c) sowie Paul Böttner, Joschua Hartnagel und Pascal Grünig (6d). Knapp dahinter belegten Leonard Rodriguez Thieme, Elise Albinus sowie Lorena Schünemann (6e) den vierten Platz. Die „Lesefüchse“ nahmen als Zeichen der Anerkennung alle eine Urkunde entgegen. Die Jury, bestehend aus MLS-Bibliothekarin Elke Griech und Organisatorin Nadine Füchter, freute sich über die Lesebegeisterung und gratulierten ihnen herzlich. Der Dank galt hier auch dem Freundeskreis der MLS, ohne dessen Mitwirkung ein Projekt wie der „Lesefuchs“ kaum durchführbar wäre.
Bereits wenige Tage nach dem Quiz fand die Veranstaltung mit Nasrin Siege statt. Die bekannte Kinder- und Jugendbuchautorin, die 1950 in Teheran geboren und mit acht Jahren nach Deutschland gekommen war, zeigte den Schülerinnen und Schülern der beiden Siegerklassen 6a und 6b zunächst unterschiedliche Fotos von Straßenkindern in Afrika, bevor sie aus ihrem Buch „Juma, ein Straßenkind aus Tansania“ vorlas. Frau Siege selbst lebte seit 1983 in unterschiedlichen afrikanischen Ländern und gründete dort zusammen mit ihrem Mann und Freunden den Verein „Hilfe für Afrika e.V.“, um verschiedene Straßenkinderprojekte finanzieren zu können. Im April 2022 bekam sie für dieses Engagement sogar das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse von dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier verliehen.
In ihrem eindrücklichen und das Interesse der jungen Zuhörerinnen und Zuhörer weckenden Vortrag über das Leben der Straßenkinder in Afrika, berichtete Frau Siege von ihrer Rolle als Märchenerzählerin für die Kinder und wie ein Wohnheim für Jungen und schließlich auch für Mädchen gebaut werden konnte, sodass die Kinder einen sicheren Ort zum Schlafen hatten, der es ihnen ermöglichte, die Schule zu besuchen. Ihre Bücher hätten ihr die Kinder erzählt, berichtete die Autorin auf Nachfragen der Schülerinnen. Sie habe den Kindern jedes neue Kapitel vorgelesen und diese hätten sie korrigiert, falls deren Leben bzw. die Geschichte, warum sie ein Straßenkind geworden seien, noch nicht stimmte.
Der sich dem Vortrag anschließenden Lesung, in der man exemplarisch an der Figur Juma erfuhr, wie dieser zu einem Straßenkind geworden war, hörten die Schülerinnen und Schüler aufmerksam zu und hatten viele Fragen an die Autorin. Viel zu schnell war die Zeit vorbei und Frau Nasrin Siege verließ die Martin-Luther-Schule wieder, jedoch nicht ohne bleibende Eindrücke von der Situation der Straßenkinder in Afrika zurückgelassen zu haben.
Der Dank von Nadine Füchter galt vor allem dem Freundeskreis der MLS, ohne dessen Mitwirkung auch ein Projekt wie der „Lesefuchs“ kaum durchführbar wäre.
Nadine Füchter