In der Mensa der Martin-Luther-Schule (MLS) Rimbach wurde Goethes „Faust“ auf eine ungewöhnliche Weise zum Leben erweckt: Die TheaterMobileSpiele aus Karlsruhe präsentierten eine Inszenierung, die nicht nur die klassischen Themen des Dramas aufgriff, sondern auch moderne Elemente geschickt integrierte. Mit nur zwei Schauspielern, die in nahezu alle Rollen schlüpften, und einer minimalistisch gehaltenen Bühne wurde das Stück zu einem intensiven Erlebnis für die Schüler der Q3-Deutschkurse.
Die beiden Darsteller präsentierten eine dynamische und vielschichtige Interpretation des Werkes, die die Schüler sowohl durch ihre schauspielerische Energie als auch durch den innovativen Einsatz von modernen Medien faszinierte. Während die Inszenierung die klassischen Texte beibehielt, wurde „Faust“ durch den Einsatz von Technik und modernen Requisiten in die Gegenwart geholt: Ein Laptop für Gretchens Video-Call, Heavy-Metal-Klänge, die die Zerrissenheit der Figur unterstrichen, oder sogar eine Virtual-Reality-Brille, mit der Faust die Welt erlebte, brachten frische Akzente in die Aufführung.
Regisseur Thorsten Kreilos setzte dabei auf eine flexible und mobile Kulisse, die sich im Handumdrehen in verschiedene Szenerien verwandelte – sei es Studierzimmer Fausts oder Gretchens Kerker. Dies ermöglichte es den Schauspielern, mit wenigen Handgriffen die verschiedenen Schauplätze von Goethes Welt lebendig zu machen und den Wechsel zwischen den unterschiedlichen Ebenen der Handlung fließend darzustellen.
Die Aufführung konzentrierte sich auf zentrale Themen des „Faust“ – die philosophischen Fragen des Wissens, der Moral und des menschlichen Strebens. Besonders auffällig war die Art und Weise, wie die Inszenierung die Dualität von Gut und Böse thematisierte. Mephistopheles wurde nicht nur als klassischer Teufel dargestellt, sondern auch als eine ironische und fast banale Figur, die die Dunkelheit der modernen Welt widerspiegelt. In einer Zeit, in der die Herausforderungen der Gegenwart oft als undurchdringlich erscheinen, vermittelte die Inszenierung eine neue Perspektive auf die Zerrissenheit der Figuren und die tragische Entwicklung von Faust.
Die Schüler erlebten eine Vorstellung, die weit über das bloße Vorlesen des Textes hinausging. Durch die lebendige und oft experimentelle Darstellung wurden die komplexen Beziehungen zwischen den Figuren greifbar: Faust als der unersättliche Wissensdurstige, Mephistopheles als der zynische Begleiter und Gretchen als die unschuldige, in den Strudel der Tragödie gezogene junge Frau. Die Darsteller verwischten geschickt die Geschlechtergrenzen und ließen die Figuren in einer Vielzahl von Rollen und Facetten erscheinen, was den zeitlosen Charakter von Goethes Werk unterstrich.
Insgesamt zeigte die Aufführung, wie „Faust“ auch in der heutigen Zeit noch eine hohe Relevanz besitzt. Die Inszenierung von TheaterMobileSpiele stellte nicht nur eine kreative Auseinandersetzung mit Goethes Werk dar, sondern bot den Schülern auch einen spannenden Zugang zu den Themen, die sie in den Abiturprüfungen behandeln werden. Durch die innovative Mischung aus klassischem Drama und modernen Elementen gelang es den Schauspielern, die Schüler für ein Stück zu begeistern, das mehr als nur eine literarische Pflichtaufgabe ist – es wurde zu einem lebendigen, intensiven Erlebnis.